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10 Jahre SE EWIFIS an der FU Berlin – Möglichkeiten und Grenzen des Internet-Supports an einem großen erziehungswissenschaftlichen Fachbereich

Vortrag zur Tagung "Internet-Support für die Erwachsenenbildung" im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in Frankfurt/M., gehalten am 13.12.1999

© Dr. Friedrich Rost, Eberbacher Str. 2, D-14197 Berlin, Tel.: +49 (30) 822 83 61, e-mail: rostfu@zedat.fu-berlin.de


Inhalt


Zuerst möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick geben, wozu ich sprechen werde: Ich will erst einmal die Entwicklung der Serviceeinrichtung Erziehungswissenschaftlicher Fachinformationsservice (SE EWIFIS) seit 1984 darstellen, denn schon damals wurde die Idee zu einem Informationsdienst Erziehungswissenschaft geboren. Zu diesem Zweck habe ich noch einmal die alten Akten nachgelesen, um die damalige Planung und heutige Realisierung zu vergleichen. Danach will ich von den Schwierigkeiten berichten, eine solche Service-Leistung im Rahmen eines Universitäts-Fachbereichs zu erbringen, denn trotz aller Beschwörungen, mehr Dienstleistung anzubieten, geht es eigentlich nur um Einnahmen aus solchen Service-Angeboten. Und solche sind im Bereich Erziehungswissenschaft derzeit kaum zu erzielen. Das zusammen wird der Teil Erfahrungen und Entwicklungen meines Vortrags sein. Sodann werde ich für diejenigen, die das Internet-Angebot von EWIFIS noch nicht kennen, kurz eine praktische Orientierung geben (Bei Abkürzung zur Foliendemonstration hier klicken ).

Daran werden sich die Perspektiven anschließen, die für EWIFIS düster sind: Denn kurz nachdem ich diesen Vortrag zugesagt hatte, kam das "Aus" für diese Service-Einrichtung zum 31.12.1999, weil der Fachbereich keine Finanzierungsmöglichkeit mehr sieht. So suche ich nun einen oder mehrere Kooperationspartner, um diese Arbeit fortzuführen, denn ganz möchte ich das hauptsächlich durch mich Erarbeitete nicht verkümmern lassen. Denn eine ungepflegte, nicht laufend aktualisierte Sammlung ist wenig wert.

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Erfahrungen, Entwicklungen

Ich erinnere mich noch genau: Es war der wettermäßig herrliche Himmelfahrtstag 1984, an dem mein Chef, Prof. Dr. Dieter Lenzen, seine Mitarbeiter und Studierende in seinem Garten versammelte, um am Rande eines Blockseminars auch Zukunftsperspektiven zu entwickeln, um seinen Zeitvertragsmitarbeitern eine Dauerbeschäftigungsmöglichkeit an der FU Berlin zu eröffnen. Zwei Projekte, die auf die Qualifikation einzelner Mitarbeiter zugeschnitten waren, wurden schriftlich fixiert, von denen eines, nämlich "Projekt A" tatsächlich nach fünf Jahren, also 1989, realisiert wurde. Dieses erste vertrauliche Papier sah folgende vier Aufgaben für das Projekt A vor:

"1. Profildienst für die Dozenten des Fachbereichs [mit] Lieferung regelmäßiger Informationen über Neuerscheinungen [...] nach einem Profilsystem der Dozenten [...]

2. Referatenorgan [eine Zeitschrift nach Muster der Soziologischen Revue bzw. des Philosophischen Literaturanzeigers mit Bereichs- und Einzelrezensionen, Abstracts, Neuerscheinungsinformation; F. R.]

3. [...] Bibliographien zu bestimmten Themenbereichen

4. Wissenschaftspropädeutische Ausbildung [...] für Hauptfachstudenten der Erziehungswissenschaft [in] Techniken der Rezeption [und] Produktion"1

Dieses erste dreiseitige Dokument ist dann von Lenzen allein zu einem 32-seitigen "Strukturkonzept zur Errichtung einer Service-Einrichtung ‚Informationssystem Erziehungswissenschaft‘" erweitert und im November 1984 an zehn engere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Ergänzung und Richtigstellung verschickt worden. Darin heißt es: "Es gehört zu den selbstverständlichen Dienstleistungseinrichtungen funktionierender und erfolgreicher Forschungsinstitute, deren Mitglieder kontinuierlich und rasch über die neuesten Entwicklungen und Publikationen in ihrem Fach zu unterrichten, um Doppelforschung zu vermeiden, um neue Fragestellungen anzuregen, um einen verläßlichen Überblick auch über solche Bereiche zu haben, die nicht zu den begrenzteren Forschungsaufgaben eines Wissenschaftlers gehören. Wenn Universitäten auf Dauer eine Chance im Wettbewerb um die Akquisition von Drittmitteln und in der Hervorbringung relevanter Forschungsergebnisse haben sollen, bedürfen sie vergleichbarer Arbeitsbedingungen."2 Ein personell sehr großer Fachbereich sollte eine Service-Einrichtung mit ähnlichen Aufgaben bekommen wie bspw. die wissenschaftliche Dokumentation des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, also mit Zuschnitt auf das Forschungsprofil der Arbeitsbereiche. Dies wird aus einer Zwischenfassung vom Dezember 1984 besonders deutlich, in der es heißt: "Gleichzeitig ist [der Thesaurus Pädagogik; F.R.] wegen der notwendigen Allgemeinheit, die aus der Berücksichtigung aller Interessen der unterschiedlichen angeschlossenen Institute resultiert, für die Arbeitsprofile einzelner Forscher nahezu unbrauchbar. Das Klassifikationssystem ‚paßt‘ in den seltensten Fällen zu den Forschungsaktivitäten individueller Forscher".3 Nach allgemeinen Ausführungen zur Entwicklung der Erziehungswissenschaft und seiner Dokumentation entwickelten Lenzen und Mitarbeiter ein Informationsbedarfsszenario für den eigenen Fachbereich, wobei die im allerersten Entwurf und hier schon vorgetragenen vier Aufgaben weiter ausgeführt wurden. Dieses Dossier versandte man an die zwei zuständigen Vizepräsidenten sowie an die Geschäftsführenden Direktoren der Fachbereichs-Institute zur Stellungnahme. Im 1. Halbjahr 1985 tagte dann mehrfach eine 15-köpfige Arbeitsgruppe mit dem Verwaltungsleiter, der Leiterin der Bibliothek und anderen Mitarbeitern aus interessierten Arbeitsbereichen, um das Konzept zu diskutieren und zu verbessern, bis sich dann der Fachbereichsrat in seiner Sitzung am 27.6.1985 mit dem Planungspapier befasste. Ein Beschluss-Antrag beinhaltete allerdings schon Modifikationen, weil im Vorfeld Widerstand gegen eine zu üppige Personalausstattung deutlich wurde. Hier seien erst einmal die Modifikationen genannt: "Im Mittelpunkt steht der Aufbau einer Informationsvermittlung für das wissenschaftliche Personal des Fachbereichs (und gegen Entgelt für solches anderer Forschungsstätten) sowie der Aufbau einer erziehungswissenschaftlichen Datenbank. Die Mitarbeiter der SE führen in Absprache mit den Forschenden spezielle Informationsrecherchen in externen elektronischen und konventionellen Datenbeständen durch bzw. informieren Forschende laufend gemäß den von diesen vorgegebenen individuellen Interessenprofilen. Grundlage für die Gestaltung der Serviceleistungen soll eine Nutzerbefragung und eine Leistungsübersicht über die inhaltliche Erschließung der Informationsbestände (vor allem der Aufsätze in Fachzeitschriften) sein. Weiterhin ist die Herausgabe eines Current-Content-Dienstes vorgesehen, der entweder komplett oder nach einem individuell gewünschten Profil bezogen werden kann."4

Der Widerstand im Fachbereichsrat hatte vielerlei Gründe. Erst einmal sollte das Ganze als Projekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren beginnen. Es sollte ein Beirat das Projekt kontrollierend begleiten und das Geld für das Personal sollte zusätzlich von der ZUV bewilligt werden.5 Da zwei Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt noch auf der Basis von Wissenschaftlichen-Mitarbeiter-Zeitverträgen im Arbeitsbereich Lenzen vorhanden waren, wurde erst einmal ein PC im Wert von ca. 35.000 DM beantragt, aber nicht bewilligt. Zur Verfügung stellte der Fachbereich dagegen zwei Hilfskraftstellen, um den "Current-Content-Dienst Fachzeitschriftenaufsätze" als Projekt in Angriff zu nehmen.

1987 und 1988 verschlechterte sich die Haushaltslage der FU Berlin so dramatisch, dass keine Aussicht auf die Einrichtung einer neuen Service-Einrichtung mehr bestand. Da kam der massenhafte Protest der Studierenden zu Hilfe, die bessere Studienbedingungen forderten und die FU verwüsteten, worauf hektisch neue Strukturpläne für die FU entworfen wurden, zu denen nun wieder Service-Einrichtungen als Infrastrukturmaßnahmen zur Einwerbung von Drittmitteln gehörten. Am 16.12.1988, zu dem Zeitpunkt waren die beiden Mitarbeiter schon arbeitslos, beschloss das Kuratorium der FU im Rahmen der "Verbesserung der Lehr- und Studiensituation" die Bewilligung von einer BAT-IIa-Stelle für den Aufbau und die Leitung des Informationssystems Erziehungswissenschaft. Kurz danach hatte Berlin seinen ersten rot-grünen Senat, in dem die ehemalige Vizepräsidentin der FU nun Wissenschaftssenatorin wurde, so dass ich nach Ausschreibung und Bewerbungsgesprächen6 im Mai 1989 als Akademischer Rat verbeamtet wurde. 

Dass es sich plötzlich doch um eine Dauerstelle handelte, hatte damit zu tun, dass die Widersacher des Projektes nicht glaubten, dass es der Universitätsverwaltung, die schon damals Personal und Dauerstellen abbauen musste, gelingen würde, eine solche durchzusetzen. Es ist das Verdienst von Prof. Lenzen, dass er an dem Konzept beharrlich festgehalten und es gegen alle Widerstände argumentativ durchgesetzt hat. Leider hat mein Kollege davon nicht profitiert; er hat sich danach immer weiter qualifiziert, hat aber außer ABM-Stellen keine andere Anstellung mehr bekommen, und das seit 1986. Ein bitteres Wissenschaftler-Schicksal in Deutschland.

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Die Realisierung von EWIFIS

Im Mai 1989 begann die eigentliche Arbeit. Zu diesem Zweck und weil ja nur eine Stelle realisiert werden konnte, wurde von mir ein Konzept erarbeitet, das mit einer Nutzerbefragung der zehn forschungsintensivsten Arbeitsbereiche des Fachbereichs begann. Die Analyse des Informationsverhaltens und der Nutzerbedürfnisse war auch dort eher ernüchternd. Es wurden insbesondere erhebliche Informationslücken bei den Hochschullehrern festgestellt hinsichtlich einer soliden Recherche und current awareness. Durch die intensiven Gespräche konnten Wissenslücken gefüllt und Vertrauen in die Kompetenz von EWIFIS geschaffen werden. Mit der Hilfe von zwei Hilfskräften (à 40 Monatsstunden) wurde erst einmal für diese zehn Arbeitsbereiche ein Current-Content-Dienst erarbeitet.7 Der CC-Dienst erschien 4x im Jahr und hatte zum Schluss im Fachbereich 23 Abteilungen als Kunden. Die externen Kunden hatten – ausschließlich aus Kostengründen – schon vorher abbestellt, die meisten zum Jahr 1996. Für Dozenten des Fachbereichs wurde der Dienst zentral finanziert und war kostenlos, wenngleich ab 1997 diskutiert wurde, ob dessen Bezahlung in Abhängigkeit vom Umfang nicht auch kostendämpfend auf die zunehmende Dicke der Dienst wirke. Der Profildienst wurde von Anfang an mit Hilfe einer LARS-Datenbank realisiert, in der nicht nur die Standorte und Signaturen der Zeitschriften eingetragen waren, sondern mit deren Hilfe auch die Listen und Laufwege für die studentischen Hilfskräfte optimiert und die Heftnummern der erfolgreich besorgten Inhaltskopien eingetragen wurden. Den CC-Dienst zu erstellen war aufwendig, jedoch günstiger als entsprechende kommerzielle Angebote von Swets oder Uncover. Er erfreute sich unter den Kollegen größter Beliebtheit. Als er jedoch im Sommer 1999 eingestellt werden musste, weil zwei wichtige Professoren des Fachbereichs in Hochschulgremien, die sich mit Entwicklungsplanungen der FU befassen, die angeblich kostenlosen Internet-Informationsangebote als gleichwertig einstuften, war das Bedauern der Nutzer groß, der Protest aber gering. So viel zum Profildienst.

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Kommen wir zu den anderen vorgesehenen Aufgaben.

Stichwort: Referatenorgan. Das ins Auge gefasste Referatenorgan ist so nicht zustande gekommen, weil die Erfolge der "Soziologischen Revue" und der "Sozialwissenschaftlichen Literatur Rundschau" wirtschaftlich immer unsicher blieben, so dass kein Verleger das Risiko tragen wollte. Allerdings ist die SE EWIFIS seit 1997 in die Redaktionsarbeit der "Zeitschrift für Erziehungswissenschaft" einbezogen, die ja als erste deutschsprachige Zeitschrift des Faches ein externes Peer review durchführt. Darüber hinaus hat die SE EWIFIS weitere Buchprojekte redaktionell betreut, so das Buch "Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs" sowie eine Forschungsbroschüre des Fachbereichs, die der Außendarstellung diente.

Stichwort: wissenschaftspropädeutische Ausbildungsfunktion. Mit Beginn des Wintersemesters 1989/90 wurden Proseminare zu den Techniken wissenschaftlichen Arbeitens durchgeführt, die von den Studierenden sehr stark nachgefragt wurden. Bis zu 94 Studierende drängten sich in den Veranstaltungen. Aus diesen Seminarerfahrungen heraus sind das Kapitel "Techniken erziehungswissenschaftlichen Arbeitens"8 sowie das Buch "Lern- und Arbeitstechniken für pädagogische Studiengänge" entstanden, das 1997 in der UTB-Reihe erschienen ist und bisher eine sehr positive Resonanz9 gefunden hat.

Stichwort: Online-Recherchen: Seit 1991 verfügte die SE EWIFIS über einen DFÜ-Anschluss an STN Karlsruhe, welches in seinem "Akademischen Programm" Online-Recherchen teilweise kostenlos, teilweise stark ermäßigt zuließ. Dort waren allerdings keine genuin erziehungswissenschaftlichen Datenbanken aufgelegt. Doch auch die soziologischen und psychologischen Datenbanken waren eine große Hilfe.10

Stichworte: Leistungsübersicht und Kooperation. Zum Aufbau einer funktionstüchtigen Informationsvermittlung musste nicht nur eine Leistungsübersicht der relevanten Bibliotheken und Information-und-Dokumentationsstellen (IuD) erarbeitet, sondern auch die Kooperation mit wichtigen Bibliotheken und IuD-Stellen in Gang gebracht werden. Dieses wurde nachhaltig unterstützt durch eine Arbeitsgruppe "Bildungsdokumentation" des DGfE11-Vorstandes unter Leitung von Prof. Dr. Peter Diepold, der auch ich angehörte und die die Infrastruktur der Informationssituation für das Fach Erziehungswissenschaft verbessern wollte.12 Nach der Maueröffnung suchten viele Erziehungswissenschaftler aus der DDR Kontakte zu Kollegen im Westen, wobei die SE EWIFIS im Auftrag des DGfE-Vorstands mit Hilfe einer Datenbank sehr erfolgreich als Kontaktbörse fungierte. Nachdem in den alten Bundesländern der Dokumentationsring Pädagogik, der auf einer freiwilligen Kooperation der IuD-Stellen beruhte, kaum mehr miteinander zusammenarbeitete, bewirkten die Kontakte mit DDR-Wissenschaftlerinnen, die die gut funktionierende Fachdokumentation ihres Landes verantworteten, eine Überwindung der erstarrten Strukturen, indem im Dezember 1991 die "Gesellschaft Information Bildung e.V. (GIB)" gegründet wurde, deren Anliegen es bis heute ist, die Infrastruktur der Bildungsinformation zu stärken und qualitativ zu verbessern. Ein weiterer Meilenstein war 1992 der Beginn des Modellversuchs "FIS Bildung", der nach einer Bestandsaufnahme zur Situation der Fachinformation im Bereich Bildung sowie einem kommentierten Verzeichnis der dazugehörigen Fachinformationsstellen die Kooperation zwischen diesen wieder in Gang setzte und koordinierte. Aus dieser Arbeit ist auch die CD-ROM Literaturdokumentation Bildung hervorgegangen, die seit 1994 erhältlich ist.13 Damit war endlich eine Datenbank gegeben, die bequem mehrdimensional befragt werden konnte, Hinweise auf Literatur ab 1980 lieferte und die Voraussetzungen für eine echte Informationsvermittlung für den Fachbereich verbesserte. Die CD ist jährlich erweitert und aktualisiert worden, wobei sich allerdings durch die Kooperation von 21 Stellen, die die Referenzen zuliefern, z.T. Unstimmigkeiten in der Verschlagwortung ergeben haben. Mit dem Problem der inhaltlichen Erschließung haben sich die GIB und ich deshalb mehrfach beschäftigt.14

Stichwort: gedruckte Dienste. Doch nicht nur die elektronische Fachinformation lag der SE EWIFIS am Herzen. Wenngleich Datenbanken viel bequemer und bei genauer Kenntnis des Aufbau der entsprechenden Datenbank auch erfolgreicher genutzt werden können, ist es für die Nachwelt nicht unwichtig, auch über gedruckte, also konventionelle Bibliographien und Dokumentationen zu verfügen. Hier hatte es, auch durch die Einrichtung des Modellversuchs FIS Bildung eine Verbesserung gegeben, da die Verzugszeit der DOPAED-Bibliographie Pädagogik deutlich verkürzt werden konnte. Auf der anderen Seite stellte der Verlag für pädagogische Dokumentation seine Produktion von BIB-report und ZEUS ein, was ein empfindlicher Verlust an Schnellinformation bedeutete. Hier liegt vielleicht ein Fehler meinerseits vor, denn uns war der Dienst mit ca. 300 Abonnenten zur Weiterführung angetragen worden. Allerdings sahen mein Chef und ich keine Möglichkeit, im Rahmen des vorhandenen Personals diese umfangreiche Arbeit zusätzlich und qualitätvoll zu leisten. Versuche, versierte Dokumentare in den neuen Bundesländern für diese Arbeit zu gewinnen, von denen viele arbeitslos geworden waren, weil die Dokumentationsstellen dort sämtlich aufgelöst wurden, scheiterten ebenso – trotz aller Bemühungen von EWIFIS und GIB.

So blieb EWIFIS nur eine Bestandsaufnahme aller für die Erziehungswissenschaft und Pädagogik relevanten Adressen, Nachschlagewerke, Bibliographien, Dokumentationen und Datenbanken, die erstmals in dem Buch "Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs" 1994 als Anhang erschien und 1997 umfassend aktualisiert wurde. Hier zeigte sich schon, wie viel sich auch international in dieser kurzen Zeitspanne getan hatte, so dass die Pflege dieser Dateien ständig vorgenommen wurde, was jetzt – nachdem wir seit Sommer 1998 im Internet vertreten sind – noch einfacher geworden ist, weil Änderungen jederzeit allen zugänglich gemacht werden können. Fehler beispielsweise sind schnell zu beseitigen. Nachdem dieser Anhang als Datei ins Internet gebracht wurde, konnten dort die bekannten Hyperlinks und Sprüngen anstelle von Verweisen realisiert werden, so dass solche Internetseiten sehr bequeme Hilfsmittel sein können bei der Recherche, indem man von einer Eingangsseite aus, sich im Angebot orientiert und sich dann mit anderen Servern verbindet und dort weitersucht.

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Ich will Ihnen nun zeigen, was EWIFIS an Internet-Support für die Erwachsenenbildung derzeit bereitstellt.

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Perspektiven

Nach dieser kleinen, orientierenden Demonstration komme ich zum Punkt Perspektiven. Wie gesagt, sie sind für EWIFIS nicht rosig, aber ich habe mich natürlich schon umgetan und es wird wohl auf eine Zusammenarbeit mit dem DIPF und dem Deutschen Bildungsserver hinauslaufen, wobei auch andere Institute und Einzelpersonen herzlich zur Kooperation eingeladen sind. Es zeigt sich nämlich, dass ein so ausdifferenziertes Fach wie die Erziehungswissenschaft von einem allein nicht mehr zu überblicken ist. Hier würde ich mir nicht nur die Mitarbeit von Bibliothekarinnen und Dokumentaren wünschen, sondern auch von Verlagen, NutzerInnen und WissenschaftlerInnen, die ihre Erfahrungen mit dem Angebot bei Recherchen oder mit Einführungsliteratur an uns rückmelden. Deshalb ist schon jetzt auf jeder unserer Internet-Seiten ein Hinweis angebracht, dass wir um Mitarbeit bei der Ergänzung, Aktualisierung und Fehlerbeseitigung bitten. Das ist bisher allerdings ziemlich selten der Fall. Oft geht es den Leuten nur darum, dass ihr Angebot aufgenommen wird, was wir tun, wenn uns die Qualität überzeugt und das Angebot thematisch passt. – Nun gibt es ja auch Konkurrenzangebote und Überlegungen, für einzelne Subdisziplinen eigene Netzwerke aufzubauen. Konkurrenz belebt einerseits das Geschäft, andererseits findet man viele Angebote doppelt und dreifach bei verschiedenen Anbietern, so dass man sich manchmal im Kreise zu drehen scheint. Hier wäre sicher verstärkte Abstimmung gefragt und vielleicht auch eine gemeinsame Haupteingangsseite – und eine Art Marktplatz. 

Das DIPF hat 1997 eine Machbarkeitsstudie "Elektronischer Marktplatz Bildung" in Auftrag gegeben. Potentielle Nutzer wurden hinsichtlich ihrer Bedürfnisse und Erwartungen an solch einen Marktplatz befragt.15 Die Studie zeigt weiterhin auf, welche Erwartungen die einzelnen Nutzergruppen haben, so etwa den Wunsch nach Daten und Fakten anstelle von Literaturreferenzen oder den nach Ansprechpartnern, die bereitwillig Auskunft zu ihrem Spezialgebiet geben. Die Studie sagt nichts über die Finanzierung eines solchen Marktplatzes. Das ist im Bildungsbereich ein heikles Thema. Während für andere wirtschaftlich verwertbare Informationen bezahlt wird, ist der Kunde bei sozialwissenschaftlichen Online-Angeboten sehr zurückhaltend. Die Studie sagt auch nichts über Kooperationen mit europäischen und anderen Partnern, die ich mir wünschen würde.

Kommen wir zurück zum EWIFIS-Internet-Support:

Das EWIFIS-Angebot sollte weiterentwickelt werden. Derzeit sind es einfache Frontpage-Seiten ohne eine Datenbank im Hintergrund, mit der Such- oder Hilfe-Anfragen formuliert werden können. So sind z. B. keine inhaltlichen Suchen über die einzelnen Seiten hinweg möglich, die dann in auszugsweisen Ergebnislisten gespeichert oder ausgedruckt werden könnten. Wenn beispielsweise jemand Links, Bibliographien, Dokumentationen, Einführungen, Zeitschriften, Adressen zur Erwachsenenbildung sucht, muss er z. Z. die jeweiligen Indizes einzeln aufrufen und in ihnen das Entsprechende einzeln suchen. Manche Seiten, z. B. die mit den relevanten Körperschaften sind alphabetisch geordnet und viel zu lang. Hier müssten Untergruppen durch Klassifikation eingeführt werden. Ich kann mir vorstellen, dass man, indem man die Angebote zumindest für die gängigen Fachrichtungen und Benennungen grob inhaltlich erschließt, eine schnellere inhaltliche Recherche ermöglichen kann. Dies wird aber nur mit einer Datenbank zu realisieren sein. – Desiderata bleiben vorerst Forschungsprojektinformationen sowie News-groups.

Angesichts der Vielzahl von Einführungsbüchern, Zeitschriften, Links etc. wird man langfristig nicht um eine Qualitätsbewertung herumkommen. Ich bin mir nicht nur der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit einer Definition von Qualität bewusst, sondern auch des Zusammenhangs von Bewerter und Urteil sowie der Unterschiedlichkeit der Ansichten über die Gewichtung möglicher Bewertungskriterien. Dennoch brauchen und wollen etliche auch Hilfe und Orientierung und es besteht sicher auch hier Einigkeit, dass es gute, weniger gute und auch schlechte Internetangebote bzw. Bücher gibt. Die schlechten sollten sicher nicht auftauchen, es sollte immer eine Auswahl getroffen werden. Darüber hinaus plane ich, dass Angebote auch kommentiert werden und besonders gute mit einem Sternchen oder einem Pokal hervorgehoben werden. Damit das Ganze übersichtlich bleibt, sollten zusätzliche Angaben über eine möglichst einheitliche Tabellenstruktur dargestellt werden und erst erscheinen, wenn auf Schaltflächen mit der Aufschrift "Kommentar" oder "Details" geklickt wird. Bei den Kommentaren stelle ich mir durchaus vor, dass dies auch mehrere, sich widersprechende sein können. Aber es muss klar sein, von wem der Kommentar stammt. Kommentare müssen persönlich verantwortet werden, genau wie bei Rezensionen. Und es muss nach Möglichkeit ausgeschlossen werden, dass Gefälligkeitsbewertungen oder persönliche Interessen oder Abneigungen dabei zum Tragen kommen.

Die eben genannten Perspektiven sind sicher noch nicht ausgegoren, dennoch danke ich Ihnen für Ihr Interesse und lade Sie herzlich zur Mitarbeit ein.

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Fußnoten:

1 Dieter Lenzen: "Vertraulich Projekt A..." Mimeo o. J [Sommer 1984], S. 1f. (Auslassungen und Einfügungen: F.R.).
2 Dieter Lenzen: Informationsdienst Erziehungswissenschaft. Ein Strukturkonzept zur Errichtung einer Service-Einrichtung ‚Informationssystem Erziehungswissenschaft. Mimeo 1. Fassung. o. J. [verschickt am 7.11.1984], S. 1.
3 Dieter Lenzen: Informationsdienst Erziehungswissenschaft. Ein Strukturkonzept zur Errichtung einer Service-Einrichtung ‚Informationssystem Erziehungswissenschaft. Mimeo 2. Fassung. o. J. [verschickt am 13.12.1984], S. 6 [Einfügung: F.R.].
4 Beschlußantrag für die Fachbereichsratssitzung des Fachbereichs Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften der Freien Universität Berlin am 27.6.1985, S. 1.
5 Beschluß B 184/85 des Fachbereichsrats des Fachbereichs Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften der Freien Universität Berlin am 27.6.1985.
6 Es bewarben sich aufgrund des sehr spezialisierten Ausschreibungstextes nur acht Personen, von den drei zur Vorstellung eingeladen wurden.
7 mit Inhaltsverzeichnissen aus bis zu 280 Fachzeitschriften aus 25 Berliner Bibliotheken. Es gab ihn in zwei Varianten: Einen Komplettdienst, der auch an vier andere Hochschulen für 800 DM pro Exemplar geliefert wurde, sowie Profildienste, die nach den Wünschen des jeweiligen Arbeitsbereichs aus dem Angebot bestellt und zusammengestellt wurden
8 In: Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs. Dieter Lenzen (Hrsg.) unter Mitarbeit von Friedrich Rost. – Reinbek 1994 u. ö., S. 592-624.
9 Rezension Peter Kauder. In: Der pädagogische Blick, 7. Jg. (1999), Heft 4, S. 242-246. Rezension Ewald Kiel. In: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau (1999), Heft 39, S. 114f.
10 vgl. dazu Friedrich Rost: Erziehungswissenschaftlich relevante elektronische Dienstleistungsangebote. Ein Überblick In: Elektronische Informationsdienste im Bildungswesen. 2. GIB-Fachtagung. Peter Diepold / Diann Rusch-Feja (Hrsg.), Berlin: Gesellschaft Information Bildung e. V., 1995, S. 37-67.
11 Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft e.V.
12 vgl. dazu Peter Diepold: DGfE-Mitgliederbefragung Bildungsdokumentation. In: Erziehungswissenschaft, 3. Jg. (1992), H. 5, S. 52-61. Ders.: Bildungsdokumentation. In: Erziehungswissenschaft, 3. Jg. (1992), H. 6, S. 28f. Ders.: Bildungsdokumentation. In: Erziehungswissenschaft, 4. Jg. (1993), H. 7, S. 42-44. Friedrich Rost: Pädagogische Bibliographien, Thesauri und Register. In: Systematiken und Klassifikationen in der Erziehungswissenschaft. - Hrsg. von Klaus-Peter Horn und Lothar Wigger. - Weinheim: Deutscher Studienverlag, 1994, S. 191-214 (Beiträge zur Theorie und Geschichte der Erziehungswissenschaft; Bd. 15)
13 Vorher hatte es bereits eine CD Literaturdokumentation des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung, Soest, gegeben, das diese zugunsten der CD Bildung dann nicht mehr weiterproduzierte.
14 vgl. dazu den 3. GIB-Tagungsband 1996, Themenkreis II sowie: Friedrich Rost: Konkrete Vorschläge zur Qualitätsverbesserung der inhaltlichen Erschließung für die "CD Bildung". In: Schritte zur Qualitätsverbesserung von Bildungsinformationssystemen – Pragmatische Ansätze zur Akzeptanzsteigerung von Online- und Offline-Diensten. 5. GIB-Fachtagung, 1. und 2. Oktober 1997 in Halle, hrsg. von A. Botte, D. Rusch-Feja und R. Theers. Berlin: Gesellschaft Information Bildung 1998, S. 61-71
15 Silke Grossmann/Marc Rittberger: Elektronischer Marktplatz Bildung. Umfeldanalyse und Konzeption. In: Innovation durch Kooperation. 6. GIB-Fachtagung 29.-30.10.1998 in Soest. – Berlin: GIB 1999, S. 15-37. Auch veröffentlicht in Nachrichten

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